Die Sommervorbereitung der 1. Mannschaft verlief äusserst zufriedenstellend. Vor allem die Trainingspräsenz war für Zolliker Verhältnisse erstaunlich gut. Und wenn doch einmal Spieler ferienbedingt fehlten, waren jeweils motivierte A-Junioren zur Stelle, die gerne einsprangen und ihren Job zudem hervorragend machten.

Auch der Start in die Saison gelang ordentlich: In der ersten Cuprunde spielten wir gegen die 1. Mannschaft des FC Männedorf (2. Liga) während der gesamten 90 Minuten munter mit; in der zweiten Halbzeit gab es sogar Spielabschnitte, in denen wir dominierten. Letztendlich verloren wir dennoch deutlich, auch weil wir in den Schlussminuten alles nach vorne geworfen hatten. Dennoch überwogen die guten Eindrücke.

Zum Meisterschaftsstart besiegten wir den FC Rüti zu Hause 6:2 und holten ein paar Tage später gegen den zur Winterpause auf dem zweiten Tabellenplatz klassierten FC Meilen ein 1:1-Unentschieden. So weit, so gut.

Plötzlich in eine Negativspirale geraten

Dass es anschliessend weniger gut lief, muss ich gewiss auch auf meine Kappe nehmen. Trainerkollege Julian Nagelsmann hat jüngst im Sportstudio des ZDF erzählt, dass 70% des Trainerjobs Menschenführung ist – und damit hat er nicht ganz Unrecht. Ich konnte in den vergangenen 15 Jahren als Juniorentrainer viele Erfahrungen sammeln, aber ich muss gestehen, dass ich für den Job als «Eis»-Trainer wohl noch nicht ganz bereit war.

Beispielsweise fiel es mir unglaublich schwer, langjährigen Mitspielern und zum Teil auch guten Freunden nun als Trainer gegenüberzustehen und ihnen mitzuteilen, dass sie auf der Bank Platz nehmen müssen oder nicht einmal im Aufgebot stehen. Als wir dann nach drei Niederlagen in Folge (1:2 in Wald, 0:1 in Herrliberg und 1:2 gegen Mönchaltorf) auch noch in eine Negativspirale gerieten, wurde mir das Ganze ehrlicherweise etwas zu viel.

Und obwohl wir im nächsten Spiel in Männedorf mit der wohl besten Leistung der gesamten Hinrunde eine grossartige Reaktion zeigten und drei Punkte holten, war ich unheimlich froh, dass Nicolas Fürer anschliessend kurzfristig einsprang,  um mich zu unterstützen. Ich konnte in den vergangenen knapp zwei Monaten mit ihm sehr viel lernen und mitnehmen; an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für Deine Hilfe!

In jedem Spiel mithalten können

Aus diesen Erfahrungen und Fehlern gilt es nun zu lernen und zu wachsen. An meiner Seite habe ich zwei sehr erfahrene Herren, die mich dabei hoffentlich unterstützen werden. Sie sind nicht nur Experten auf ihrem Gebiet, sondern dazu noch fantastische Persönlichkeiten. Lutz und Werni: Ich geniesse die Zusammenarbeit mit euch sehr und auch euch gebührt ein riesiges Dankeschön!

In den letzten sechs Spielen der Hinrunde gewannen wir sechs Punkte. Gegen den FC Weisslingen lagen wir nach 25 Minuten 0:3 zurück, drehten in der zweiten Halbzeit aber auf und holten immerhin noch ein 3:3-Unentschieden. In Hinwil gewannen wir knapp mit 1:0, spielten anschliessend zu Hause gegen den FC Wetzikon 1:1 und auswärts beim FC Stäfa 2:2. Zum Abschluss der Herbstrunde mussten wir leider eine 2:3-Niederlage gegen den souveränen Tabellenführer aus Pfäffikon hinnehmen.

Was bleibt: Obwohl wir in eine starke Gruppe eingeteilt worden waren, konnten wir in jedem Spiel mithalten. Ja, wir haben zum Teil schrecklich gespielt – und doch bin ich der Meinung, dass wir in jedem Spiel mindestens einen Punkt verdient gehabt hätten.

Sechs Punkte in der Schlussphase verspielt

Abschliessend ein «fun» fact: Kurioserweise verspielten wir in den Schlussminuten oder gar -sekunden sechs Punkte. Der FC Wald und der FC Mönchaltorf erzielten in der Nachspielzeit ihre Treffer zu den knappen 2:1-Siegen, und sowohl gegen den FC Wetzikon als auch gegen den FC Stäfa mussten wir in allerletzter Sekunde den Ausgleich hinnehmen.

Hätten die Schiedsrichter in der zurückliegenden Vorrunde jeweils nach 85 Minuten abgepfiffen, hätten wir 19 Punkte auf dem Konto und stünden somit auf dem 4. Rang – nur einen Zähler hinter dem Tabellenzweiten… Aber eben: hätte, hätte, Fahrradkette.

Nun gilt es in der Winterpause Gas zu geben, um in der Rückrunde die Farben des SCZ so gut wie möglich zu verteidigen. Wir haben auf jeden Fall das Talent und das Potenzial in der Mannschaft, um eine gute Frühlingsrunde zu spielen. Auch wenn wichtige Mannschaftsstützen wie zum Beispiel Matteo Felder, Andrea Schärer, Severin Oechslin, Gianluca De Nard oder Sascha Martin immer öfter aus geschäftlichen Gründen abwesend sein werden, bin ich überzeugt, dass wir den Umbruch schaffen werden, den es in den nächsten Monaten und Jahren mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit geben wird.

Die Zukunft glänzt golden

Unsere fünf jungen Wilden im Team – Jesper Montezin (Jg. 99), Calvin Glarner (Jg. 99), Dimitri Schmid (Jg. 99), Eros Montanaro (Jg. 2000) und Philip Dengler (Jg. 2002) – machen bereits einen sehr guten Job; und auch die Jungs, die in den nächsten Jahren den Sprung in die 1. Mannschaft wagen werden, sind herausragende Fussballer und Persönlichkeiten.

Unsere B-Junioren beispielsweise haben im Herbst 2019 mit dem Aufstieg in die Coca Cola League gezeigt, was in ihnen steckt. Einige von ihnen haben schon das eine oder andere Training mit der 1. Mannschaft absolviert. Es würde mich nicht überraschen, wenn bereits ab Sommer 2020 die Namen Ryan Moser, Dominik Hug, Kerisan Jegatheeswaran, Niels Montezin, Lukas Geiger, Leon Kästli, Matteo Recchia, Jay Bärtschi oder Paco Tonet auf der Kaderliste der 1. Mannschaft zu finden wären.

Unsere A-Junioren hatten vielleicht nicht die erfolgreichste Herbstrunde, trotzdem aber findet man auch in diesem Kader hervorragende Persönlichkeiten und Fussballer. Basil Kauth, Jason Mäder, Matthias Oedman, Christian Garcia oder Marc Vogelsanger haben in der Hinrunde oft mit uns mittrainiert und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 24 Junioren (Jahrgänge 2000 bis 2004) gehören aktuell zum erweiterten Kader der 1. Mannschaft und jedem einzelnen traue ich zu, dass er fussballerisch wie auch menschlich den Sprung zu uns schaffen wird.

Die Knochen für den SCZ hingehalten

Auch wenn die 1. Mannschaft des SC Zollikon in den letzten 18 Monaten nicht immer gut gespielt hat, möchte ich zum Schluss sagen, dass ich unheimlich stolz auf dieses Team bin und die Kritik, die ich manchmal von unseren «Fans» höre, überhaupt nicht verstehen kann. Was diese Jungs für den Verein leisten ist der absolute Wahnsinn. Wir haben Geschäftsführer, Astrophysiker, Professoren, Architekten usw. im Team, die soooooo viel um die Ohren haben und trotzdem stehen sie jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag auf dem Fussballplatz und halten ihre Knochen hin für den SCZ.

Und als ob das nicht schon genug wäre, stehen sie zudem als Juniorentrainer an der Seitenlinie, üben ein ehrenamtliches Amt aus, organisieren das SCZ-Weihnachtsturnier oder helfen tatkräftig beim Grümpi und Zeitungssammeln mit. Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht selbstverständlich und es gibt wohl kaum eine 1. Mannschaft in der Region, die Ähnliches leistet. Darum vielen herzlichen Dank für euren Einsatz und wie Sascha immer sagt: «riese Truppe!»

Tomas Hermida