Dieser Beitrag stammt aus dem Buch «50 Jahre Sportclub – das Buch zum Jubiläum» von Dennis Bühler. Wer ein Exemplar erwerben möchte, kann sich direkt beim Autor melden: dennis.buehler@bluewin.ch

Ein Sportclub zur Erziehung der Jungmannschaft

«Der Sportclub bezweckt:

Dies die – bis heute gleich lautenden – Absichten des Sportclubs Zollikon gemäss seiner Statuten, auf die sich die Gründungsversammlung im Herbst 1960 einigte. Im Sommer zuvor hatte der Zollikerbergler Jörg Theiler die Bestrebungen intensiviert, in Zollikon einen Fussballklub ins Leben zu rufen. «Theiler kam eines Abends bei uns zu Hause vorbei, um für sein Vorhaben zu werben», erinnert sich Kurt Münte-ner. Der heute 64-jährige Versicherungsfachmann lauschte damals gespannt dem Gespräch zwischen Theiler und seinem Vater Heinrich Müntener, der schon Ende der 1950er-Jahre in Zusammenarbeit mit der Pfadi Schülerturniere organisiert hatte und dem Ansinnen Theilers dementsprechend positiv gegenüberstand.

Wie viele Zolliker Jugendliche begeisterte sich auch Kurt Müntener für Fussball: Die Weltmeisterschaft in der Schweiz hatte 1954, Müntener Junior war achtjährig, erstmals breite Massen fasziniert. Von da an traf sich eine Schar Jugendlicher jeden Mittwochnachmittag, um auf dem Pausenhof zu kicken. «Heute hängen die Kinder tatenlos auf dem Schulhausplatz rum, zu meiner Zeit war stets ein Fussball dabei», sagt Müntener. Jede Generation habe halt ihre eigenen Vorlieben.

Kurt Müntener hatte das Glück, mit Alfred Kobe einen Klassenlehrer zu haben, der die Buben im Turnunterricht auch einmal Fussbällen nachjagen liess. «Der Lehrer meiner Parallelklasse war viel konservativer und legte grössten Wert auf Geräteturnen», sagt Müntener. «Höchstens Völkerball liess er hin und wieder zu.» Kein Wunder, rekrutierte sich die erste Juniorenmannschaft des Sportclubs einige Jahre später zu grossen Teilen aus ehemaligen Schülern der Klasse von Lehrer Kobe. In Zollikon hatte schon 1912 für kurze Zeit ein Fussballverein existiert. Die Spieler dieses losen Verbunds trugen Hemden in den Zolliker Farben und trugen ihre Spiele auf dem «Sportplatz Witellikon» aus. Auch eine Spielwiese im Fohrbach stand zur Verfügung. Durch den Kriegsausbruch 1914 wurde aber alles zunichte gemacht, denn durch den vierjährigen kriegsbedingten Unterbruch waren die fussballbegeisterten Jungen in alle Welt verzogen. Der zweite Versuch in den Zwanzigerjahren kam nie über einen Startversuch hinaus. 1933 wurde unter Führung von Metzgermeister Ilg ein dritter Anlauf gewagt, dem aber das gleiche Schicksal zuteil wurde. Erst 27 Jahre später sollte das Unterfangen von mehr Erfolg gekrönt sein. Geschaffen wurde ein Verein, der stetig gewachsen ist und 50 Jahre nach seiner Gründung rund 450 Mitglieder umfasst.

Dies konnten sich die Initianten im Herbst 1960 freilich wohl nicht in den kühnsten Träumen vorstellen. Am 11. November machten sie mit einem Brief sowie je einem Inserat und einem Bericht im Zolliker Boten auf die bevorstehende Gründungsversammlung aufmerksam. Die Skepsis war gross, die Befürchtung, nur wenige könnten sich in den Saal des Restaurants Rössli verirren, nicht kleiner. Kurt Müntener war mit seinem Vater auf dem Weg zur Versammlung, als ein Bekannter aus dem Turnverein das Fenster seines Hauses geöffnet habe, um zu rufen: «Meint ihr wirklich, ihr bringt überhaupt genug Leute für einen Vorstand zusammen?» Im Rössli fanden sich dann jedoch mehr als 50 Fussballbegeisterte ein. Unter der Leitung des Tagespräsidenten Richard J. Vollenweider wurden die Statuten des zu gründenden Klubs definiert und genehmigt. Der anwesende Präsident des Nachbarvereins FC Küsnacht spendete den Zollikern vor lauter Freude über die neu erwachsene Konkurrenz spontan einen ersten Spielball. In späteren Jahren sollte sich zwischen den Vereinen eine zwar gesunde, aber dennoch erbitterte Rivalität entwickeln.

Zum ersten Präsidenten des SCZ wurde einstimmig Albert Walder gewählt. Der Zolliker Kaufmann war bei den Zürcher Grasshoppers im Hintergrund aktiv, weshalb er sich mit dem Fussballgeschäft bestens auskannte. Auch sonst wurden die ersten Vorstandsmitglieder mit Bedacht gewählt: Vizepräsident Jean-Pierre Grandjean war als Direktor der Schweizerischen Bankgesellschaft weit herum bekannt, gleiches galt für Kunstmaler Hans Rudolf Meyer. Mit Joseph Naphtaly, Inhaber diverser Kleiderboutiquen, gehörte dem Gremium auch der Präsident des Stadtzürcher Fussballvereins Young Fellows an. Komplettiert wurde der achtköpfige Vorstand durch Richard J. Vollenweider, den Bücherexperten und späteren Finanzchef des FC Zürich, die beiden Kaufmänner Jörg Theiler und Werner Hauser sowie dem bei der Post beschäftigten Heinrich Müntener. Zu Klubfarben wurden blau und gelb bestimmt.

Der tief angesetzte Mitgliederbeitrag für Junioren – diese hatten 1 Franken pro Monat zu bezahlen – liess den Berichterstatter des Zolliker Boten frohlocken: «So sollte es jedem Jüngling, der Freude am Fussballspiel hat, möglich sein, dem Sportklub beizutreten. Stellt nicht gerade das Spiel der Junioren einen bedeutenden Faktor in der Erziehung dar? Durch die Ausübung eines gesunden Sportes wird der junge Mann kräftig; er wird aber nicht nur physisch, sondern auch geistig gestärkt. Im Spiel wird er zu einer Zusammenarbeit, zu einem Teamwork, erzogen.»

Zwei Versionen gibt es, weshalb man den neuen Verein Sport- und nicht Fussballclub genannt hatte. Einerseits wollte man sich sicherlich die Möglichkeit einer späteren polysportiven Entwicklung offenhalten – in den 1960er-Jahren bildete sich kurzzeitig tatsächlich auch eine Handballsektion; andererseits aber soll sich der erste Präsident, Albert Walder, als Ur-Hopper mit Händen und Füssen dagegen gewehrt haben, einen zweiten FCZ ins Leben zu rufen.