Wynton Whai Alan Rufer, wie Ozeaniens Fussballer des Jahrhunderts mit vollem Namen heisst, ist am nächsten Freitag mit einem Auswahlteam seiner Nachwuchsakademie auf dem Sportplatz Riet zu Gast (10. Mai, Anpfiff 19.15 Uhr). Und das Beste: Die 50-jährige Fussball-Legende hat angekündigt, in dieser Partie sein Comeback zu geben und selbst mitzustürmen.

Die Zolliker Abwehr um Christian Stengele und Oliver Aeschimann sieht dem Duell mit einem der weltweit besten Stürmer der 1980- und 1990er-Jahre entgegen. Weil die Erfolge Rufers als Spieler einige Jahre zurückliegen, sollen die Meilensteine seiner Karriere hier nachgezeichnet werden:

Mit 19 Jahren spielte Wynton Rufer, Sohn eines Schweizers und einer Maori, mit Neuseeland bei der WM in Spanien. „So schlecht spielten wir nicht“, erinnerte er sich 2009 in einem Interview mit dem „Tages-Anzeiger“. „Obwohl die Ergebnisse krass waren: 2:5 gegen Schottland, 0:3 gegen die Sowjetunion, 0:4 gegen Brasilien.“ Nach der WM kam Rufer in die Schweiz. In vier Jahren und 100 Spielen für den FC Zürich erzielte er 38 Tore, danach wechselte er zum FC Aarau. In 55 Spielen gelangen ihm unter Trainer Ottmar Hitzfeld 31 Tore.

Der Zeit war reif für den Wechsel zu den Grasshoppers, dem damals besten Schweizer Verein. Auch für GC traf er am Laufmeter, in 36 Spielen erzielte er 18 Tore und hatte erheblichen Anteil am Cup-Gewinn. GC-Verteidiger Mats Gren war voll des Lobes: „Wynton ist schnell, kräftig, unwahrscheinlich kopfballstark und auch bereit, Risiken einzugehen, ein Vollblutstürmer eben.“

„Ein untadeliger Sportsmann, ein Anti-Alkoholiker“

Rufer war aber immer nicht bloss Torjäger, sondern auch Querkopf. Im Sommer 1989 verschenkte er trotz laufenden Vertrages mit GC seine Möbel vor seiner Wohnung in Oberentfelden öffentlich, um klarzumachen, dass er unter keinen Umständen in der Schweiz zu bleiben gedenke. „Die Schweizer sind mir immer irgendwie fremd geblieben“, sagte der neuseeländisch-schweizerische Doppelbürger. „Ich fühle und denke wie ein Neuseeländer.“

Rufers Druckversuch war erfolgreich, und die Grasshoppers liessen ihn 1989 nach Deutschland zu Werder Bremen ziehen. Bei den Norddeutschen schoss er in 174 Bundesligaspielen 59 Tore. Unter Trainer Otto Rehhagel gewann er 1991 und 1994 zweimal den DFB-Pokal und 1993 die Deutsche Meisterschaft. Im Europapokal der Pokalsieger schoss er am 6. Mai 1992 im Finale ein Tor zum Titelgewinn. In der Saison 1993/94 wurde er dank acht Treffern Torschützenkönig der Champions League. Rehhagel sagte über ihn: „Wynton ist eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, ein untadeliger Sportsmann, ein Anti-Alkoholiker.“ Als der Stürmer im Dezember 1994 dem Lockruf des Geldes erlag und in die damals angesagte japanische Profiliga zu JEF United Ichihara wechselte (wo er die für damalige Verhältnisse exorbitante Summe von 1,2 Millionen Franken netto pro Jahr verdiente), erklärte der Trainer: „Wynton geht, und ich bleibe traurig zurück.“

Die gegenseitige Zuneigung der beiden Weggefährten war so gross, dass sich Rufer nach dem Abstecher nach Japan erneut Otto Rehhagel anschloss, der nun Trainer beim 1. FC Kaiserslautern war. Mit den „roten Teufeln“ stieg er 1997 in die 1. Bundesliga auf, dann zog er zurück in seine Heimat Neuseeland. Für die „Kiwis“ bestritt Rufer 30 Länderspiele (20 Tore), er wurde 1989, 1990 und 1992 zu Ozeaniens Fussballer des Jahres und Anfang Jahrtausend zu „Ozeaniens Fussballer des 20. Jahrhunderts“ gewählt.

Die Hoffnung auf einen Fussball-Boom

Seit seinem Karrierenende betreibt der gläubige Christ in seiner Heimat Neuseeland eine Fussballschule und wirkt weltweit als Botschafter der Fifa. Die Perspektiven des neuseeländischen Fussballs seien gut, sagte Rufer 2009 in einem Interview. „Neuseeland profitiert davon, dass Australien seit 2006 zur Asienzone gehört. Vorher standen uns die Aussies regelmässig vor der Qualifikation.“ Gut möglich also, dass am kommenden Freitagabend auf dem Riet einige zukünftige WM-Teilnehmer zu sehen sein werden.

Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika vor drei Jahren konnte Neuseeland mit seinen Gegnern mithalten, kam aber nicht über die Gruppenphase hinaus. Als einziges Team schied es ungeschlagen aus dem Turnier aus: Im ersten Spiel erreichten die „Kiwis“ ein 1:1 gegen die Slowakei, im zweiten Spiel trotzen sie Gruppenfavorit Italien ebenfalls ein 1:1 ab, und im dritten Spiel trennten sie sich vom späteren Gruppensieger Paraguay 0:0. Bei diesen Ergebnissen wird klar, wo Neuseeland heute seine Stärken hat: In der kompromisslosen, kampfbetonten Defensivarbeit. Früher, mit Jahrhundertstürmer Wynton Rufer, war dies noch anders. Er hoffe, sagte Rufer vor Turnierbeginn, dass die Qualifikation für die WM 2010 einen Fussball-Boom in Neuseeland auslöse. „Aber selbst wenn wir in Südafrika Weltmeister werden sollten: Rugby wird der Nationalsport bleiben, die All Blacks werden immer populärer sein als die All Whites.“ (dbü)